Das wird wohl nix mit Twitter

Viele Dinge im Leben schätzt man ja nicht selten immer nur dann, wenn man sie gerade einmal vermisst. Während der 6 Tage Trainingslager in der fränkischen Idylle hatte ich jetzt wieder einmal Gelegenheit, dies zu testen, so praktisch ohne Internet, Pay-TV und Co.  Tatsächlich fehlte mir vor Ort wirklich viel, dazu war die Zeit auch zu knapp und das Sportlerleben zu abwechslungsreich. Doch wenn ich eines gar nicht vermisst habe, ist das Twitter. Tatsächlich werde ich trotz vieler schöner Momente auch nach ausreichender Zeit der Gewöhnung nicht so richtig „warm“ mit diesem Dienst.  Denn am Ende überwiegen zumindest bei mir fast immer die negativen Momente.

Obwohl ich inzwischen akzeptiert habe, dass Twitter ein Ort ist, an dem die Selbstdarstellung mit allen Mitteln ein allgemein anerkanntes Stilmittel zu sein scheint, bleibt bei mir die Frage nach dem „warum?“ doch stets im Hinterkopf, lässt sich nicht löschen. Auch diese über fast allen Momenten schwebende dunkle Wolke der bedingungslosen Oberflächlichkeit, die jeden auch nur halbwegs sensiblen Menschen eigentlich doch irgendwann abstoßen muss?! Und sei es auch nur für einen Moment. Oder die allerdings über die Grenzen von Twitter hinaus in der Netzwelt ja überall anzutreffende, wenngleich auf mich noch immer befremdlich wirkende Neigung, die eigene Aussage selbst noch dann mit Vehemenz ohne auch nur die geringste Einschränkung zu verteidigen, wenn die vorgebrachten Argumente längst sachlich entzaubert wurden. Oder – der umgekehrte Fall – die latente Gefahr, für einen eigenen möglicherweise nicht ganz eindeutigen oder flapsigen Tweet von manchen Zeitgenossen mit Ausdauer virtuell abgewatscht zu werden, selbst wenn man sich rasch entschuldigt bzw. die Dinge ins rechte Licht gerückt hat. Sorry, aber auf mich wirkt das alles so, als habe man die früher übliche Prügelei der ansässigen Jungsbullen in der Dorfdisco am späten Samstagabend ins Netz verlagert….

Es liegt also wohl eher an mir als an Twitter, dass es wohl nicht auf Dauer gut gehen wird mit uns. Denn ich gehöre leider nun mal auch zu den Menschen, die den „Dschungel“ über das geschäftliche Interesse des hinter der Sendung stehenden Konzerns hinaus nicht ernst nehmen können, selbst wenn mir noch so viele scheinbar „kluge Köpfe“ mir den übergeordneten Wert dieses Machwerks erklären wollen. Und ich finde die Witze von Mario B. aus B. wohl selbst dann noch nicht lustig, wenn er das Olympiastadion gleich 10 Mal in Folge mit begeisterten Fans füllt. Ich bin also nicht massentauglich und will es irgendwie noch immer nicht akzeptieren, dass viele andere so glücklich und zufrieden sind. Das ist einer meiner Fehler und sicher nicht mein einziger. Aber dazu stehe ich. Und da bin ich jetzt mal „verbohrt“! 😉 Beim Fernsehen kann man umschalten, bei Twitter wohl nur: Abschalten?

2 Kommentare

  1. Ich bin jetzt nicht der Twitterverfechter schlechthin (eher im Gegenteil), habe allerdings feststellen müssen, dass Twitter steht und fällt mit dem Kreis, in dem man sich dort befindet. Mein privater Twitteraccount dümpelt meist eher unbeachtet herum (von mir als auch anderen). Logge ich mal ein, finde ich durchaus Sprüche, die mich zum Schmunzeln oder sogar Lachen bringen, vllt. sogar zum Nachdenken. Viel öfter allerdings ziehe ich eine Augenbraue empor und verstehe nicht, dass höchst schwachsinnige Inhalte dutzendfach geliked werden. oO Von der Selbstdarstellerei, die teilweise echt seltsame Blüten treibt, ganz abgesehen. Was das angeht, geht mir Twitter auch eher ab, weswegen ich Deinen Artikel absolut nachvollziehen und insofern sogar unterschreiben kann.

    Ich bin allerdings an anderer Stelle auch noch quasi-beruflich auf Twitter unterwegs und dort zeigte sich mir recht schnell ein ganz anderes Bild. Alles ernsthafter, professioneller, mit einem Ziel (nämlich des beruflichen Austauschs und Vernetzens). Auch dort wird natürlich gescherzt, privates rausgelassen, viel retweeted und geliked. Aber irgendwie auf einem anderen Niveau.

    Ich finde das bis heute sehr faszinierend, dass mich das eine Twitter quasi meist abstößt, während ich mich vom anderen oft kaum trennen kann.

    Twitter ist nicht Twitter, sondern die Nutzer machen Twitter. Das ist für mich daran sehr deutlich geworden.

    (Sorry für so einen langen Kommentar als bisher hier nicht Erscheinung getretene Userin. Aber Dein Artikel hat mich einfach sehr angesprochen.)

    1. Diesen Kommentar kann ich nun wieder unterschreiben. Denn mir geht es genauso, auch ich mache auf der beruflichen Ebene diese Erfahrung und befürworte hier auch die Nutzung. Übrigens: Kommentare können nicht zu lange sein, wenn sie sachlich sind… 😉 Danke für die Beteiligung!

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